Im Sinne des Parallelismus von Phylogenese und Ontogenese kann man anhand von Kinderliedern die urtümlichsten
Stadien der Musikentwicklung rekonstruieren. Aus Mangel an Kenntnissen außereuropäischer Kinderlieder
beschränke ich mich hier auf die Verhältnisse in Europa.
Das älteste und urtümlichste Stadium kennt nur 2 Töne, in einer fallenden Terz zu singen.
Dazu gehört ein anapästischer Rhythmus. Dieser kann auch leicht variiert werden. Ein Beispiel:
Im nächsten Stadium ihrer Entwicklung wird die Melodie dann auf 3 Töne erweitert, die Sekund nach oben
kommt dazu. Auch der Rhythmus wird etwas komplizierter, es zeichnet sich eine Gliederung A A B ab:
Dieser Rhythmus tritt auch losgelöst von der Melodie auf, z.B. in Sprechchören auf Demonstrationen,
dann gelgentlich auch einmal auftaktig:
Schließlich wird ein vierter Ton hinzugefügt, der die beiden ursprünglichen Töne zum
Durdreiklang ergänzt:
Zur Pentatonik fehlt dann nur noch das d.
Abschließend sei dem Leser noch folgendes komplexes Beispiel zur Analyse ans Herz gelegt: