Der Philosoph sucht seine Schuhe. Unter dem Bett sind sie nicht, bei
den Geranientöpfen auch nicht. Zwischen seinen Notizzetteln möchte er eigentlich nicht suchen, er würde
die ganze Wissenschaft durcheinanderbringen. Langsam steigt Verzweiflung in ihm auf. Der besorgende Umgang findet
solches, das fehlt, was nicht nur nicht "handlich", sondern überhapt nicht "zur Hand ist".
Ein Vermissen von dieser Art entdeckt wieder als Vorfinden eines Unzuhandenen das Zuhandene in einem gewissen Nurvorhandensein.
Statt dessen die ganze Unordnung in seinem Zimmer! Wieso steht da eigentlich ein Bett! Und darauf diese sonderbar
wolkenförmig zerknautschten tuchartigen Gebilde! Das Zuhandene kommt im Bemerken des Unzuhandenen in den Modus
der Aufdringlichkeit. Dabei ist er immer noch strumpfsockicht. Die Füße werden kalt. Je dringlicher
das Fehlende gebraucht wird, je eigentliicher es in seiner Unzuhandenheit begegnet, umso aufdringlicher wird das
Zuhandene, so zwar, daß es den Charakter der Zuhandenheit zu verlieren scheint. Es enthüllt sich als
nur noch Vorhandenes, das ohne das Fehlende nicht von der Stelle gebracht werden kann. Der Philosoph ist wie gelähmt.
Das ratlose Davorstehen entdeckt als defizienter Modus des Besorgens das Nur-noch-vorhandensein eines Zuhandenen.
Da, in der Ecke, der große Haufen! Ach, die dreckige Wäsche, und die Socken alle löchrig. Wann
soll er die auch stopfen? Das, woran das Besorgen sich nicht kehren kann, dafür es "keine Zeit"
hat, ist Unzuhandenes in der Weise des Nichthergehörigen, des Unerledigten. Er stochert lustlos in dem Haufen.
Im Umgang mit der besorgten Welt kann das Unzuhandene begegnen nicht nur im Sinne des Unverwendbaren oder des schlechthin
Fehlenden, sondern als Unzuhandenes, das gerade nicht fehlt und nicht unverwendbar ist, das aber dem Besorgen "im
Wege liegt". Dieses Unzuhandene stört und macht die Aufsässigkeit des zunächst und zuvor zu
Besorgenden sichtbar. Mit dieser Aufsässigkeit kündigt sich in neuer Weise die Vorhandenheit des Zuhandenen
an, als das Sein dessen, das immer noch vorliegt und nach Erledigung ruft. Ganz unten in dem Haufen findet sich
endlich ein Paar Schuhe. Der Schuhlöffel findet sich wie von selbst (Mit diesem umsichtigen Wecken der Verweisung
auf das jeweilige Dazu kommt dieses selbst und mit ihm der Werkzusammenhang, die ganze "Werkstatt", und
zwar als das, worin sich das Besorgen immer schon aufhält, in Sicht. Der Zeugzusammenhang leuchtet auf nicht
als ein noch nie gesehenes, sondern in der Umsicht ständig im Vorhinein schon gesichtetes Ganzes. Mit diesem
Ganzen aber meldet sich die Welt.), und auf Anhieb bekommt er den rechten Fuß in den rechten Schuh und den
linken Fuß in den linken Schuh. Beim Zubinden reißen beide Schnürsenkel. "Scheiße!"
ruft der Philosoph. Das nächstzuhandene Seiende kann im Besorgen als unverwendbar, als nicht zugerichtet für
seine bestimmte Verwendung angetroffen werden. Werkzeug stellt sich als beschädigt heraus, das Material als
ungeeignet. Zeug ist hierbei in jedem Falle zuhanden. Was aber die Unverwendbarkeit entdeckt, ist nicht das hinsehende
Feststellen von Eigenschaften, sondern die Umsicht des gebrauchenden Umgangs. Mit gerissenen Schnürsenkeln
kann er ja seine Schuhe nicht zubinden. Ein Zeug ist unverwendbar - darin liegt: die konstitutive Verweisung des
Um-zu auf ein Dazu ist gestört. In der Auffälligkeit, Aufdringlichkeit und Aufsässigkeit geht das
Zuhandene in gewisser Weise seiner Zuhandenheit verlustig. Der Philosoph legt sich wieder ins Bett.