Der Digitalpakt

Mit dem Digitalpakt wird es nun (2020) ernst; jetzt geht es darum, welche Schulen Geld bekommen sollen und wofür. Nach dem Wortlaut des Paktes sollen dabei 80-95% in Vernetzungsinfrastruktur gehen, also in Hardware, die nicht den Schulen, sondern der Datenwirtschaft zugute kommt.

Dabei überkreuzt sich die Logik von „ein neues Spielzeug – das will ich haben“, der wir alle unterliegen, auch wenn es eines erwachsenen Menschen unwürdig ist, mit einer durch Unternehmensinteressen diktierten Logik von „ein neues Spielzeug – das müsst ihr nehmen“. Dieser zweite Teil wird von den Schulämtern und den Schulträgern gemeinsam durchgesetzt.

Um an die Kohle zu kommen, waren alle Schulen meines Bundeslandes gehalten, bis zum Juni 2020 ein sogenanntes „pädagogisch-technisches Einsatzkonzept“ nach gewissen Vorgaben des Schulamtes zu verfassen. Dazu gehörte eine tabellarische Aufstellung der Ziele der Schule sowie eine tabellarische Aufstellung dessen, was dazu benötigt wird (Hardware, Software, Fortbildungen etc.). Zu diesen Zielen wurde als Handreichung auch eine Tabelle mit beispielhaften Einträgen geliefert.

Da findet sich nun der ganze Schrecken (originale Zitate, mit Anmerkungen in eckigen Klammern von mir):

Ziel Nr. 1:

„In allen Unterrichtsfächern wird digitale Präsentationstechnik eingesetzt.“

Maßnahmen zur Erreichung (u. a.): „1.Jeder Kollege [ausnahmslos!] führt eine Unterrichtseinheit mit Einbindung digitaler Präsentationstechnik durch; 2. Fortbildung des Kollegiums.“

Evaluationsmethode (u. a.):

„Sammlung von Teilnehmer-Bescheinigungen.“ [Kontrolle und Zwang!]

Pädagogische Begründung:

„Lehrkräfte können Unterricht digital vorbereiten und während des Unterrichts digitale Tafelbilder erstellen, welche in einer Cloud gespeichert werden.“

[Was hieran pädagogisch sein soll erschließt sich nicht. Im übrigen: Wäre es nicht ressourcenschonender, Tafelbilder analog und mit Kreide zu erstellen? Tolle Features von Powerpoint, wie z.B., dass diverse Elemente (Pfeile und dgl.) nach und nach einschweben, sind bei Kreide und Tafel auch schon vorhanden!]

Ziel Nr. 2:

„Alle Schülerinnen und Schüler halten bis zum 3. Schuljahr wenigsten einmal ein Referat mit Einsatz von Präsentationssoftware.“ 

[Es sollen also schon Drittklässler auf Powerpoint dressiert werden; auf den Inhalt der Referate kommt es wohl weniger an.]

Pädagogische Begründung:

„Dies schult grundlegende Arbeitsweisen wie Abspeichern und Einbinden von Bildern aus dem Internet.“ [Für Laien: Strg+C, Strg+V, zuzüglich Verletzung des Urheberrechts.]

Fazit:

Fast wirkt es, als habe im Schulamt ein Saboteur gesessen, der mit besonders schrägen Ideen den Digitalpakt diskreditieren wollte.